Deutsche Umwelthilfe fordert mit breitem Aktionsbündnis und mit Unterstützung der Gewerkschaft der Polizei ein endgültiges Verbot der Silvesterböllerei

Deutsche Umwelthilfe fordert mit breitem Aktionsbündnis und mit Unterstützung der Gewerkschaft der Polizei ein endgültiges Verbot der Silvesterböllerei

Deutsche Umwelthilfe fordert mit breitem Aktionsbündnis und mit Unterstützung der Gewerkschaft der Polizei ein endgültiges Verbot der Silvesterböllerei

Nachdem zwei Jahre coronabedingt Silvesterfeuerwerke weitgehend ausfielen, fordert ein von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) koordiniertes und von der Gewerkschaft der Polizei (GdP) unterstütztes Verbändebündnis ein endgültiges Verbot von Silvesterkrachern und Feuerwerksraketen. Dem Bündnis gehören an: PETA Deutschland, das Deutsche Tierschutzbüro, VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz, die Stiftung für Tierschutz, TASSO, das Jane Goodall Institut Deutschland, der Deutsche Tierschutzbund und der Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes.

Archaische Feuerwerksraketen und Böller auf der Basis von Schwarzpulver führen jedes Jahr zu der jeweils höchsten Luftbelastung des Jahres überhaupt. Sie schädigen Millionen Haustiere und Wildtiere, verschmutzen die Umwelt mit tausenden Tonnen an Müll und führen voraussichtlich wieder zu vielen tausend, zum Teil lebensbedrohlichen, Verletzungen und im schlimmsten Fall sogar zu Todesfällen.

Das Aktionsbündnis fordert deshalb von Bundesinnenministerin Faeser einen sofortigen und dauerhaften bundesweiten Verkaufsstopp für Silvesterböller und -raketen und zudem ein bundesweites Anwendungsverbot. Nach Ansicht der DUH ließen sich Verbot und Verkaufsstopp mit zwei Kürzungen in der ersten Verordnung zum Sprengstoffgesetz (1. SprengV) durch die Ministerin einfach umsetzen. Um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, fordert das Bündnis alle Bürgerinnen und Bürger auf, den offenen Brief an die Bundesinnenministerin zu unterschreiben.

Mit der Forderung nach einem Böllerverbot stehen die Verbände und die Gewerkschaft der Polizei nicht alleine. Laut einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der Verbraucherzentrale Brandenburg sprechen sich 53 Prozent der deutschen Bevölkerung für ein Verbot der archaischen Silvesterböllerei aus. Verbotszonen in allen Großstädten befürworten sogar 71 Prozent, so eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag von t-online.

DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch dazu: „Wir fordern ein Ende der archaischen Silvesterböllerei und rauschende Silvesterfeste ohne Luftverschmutzung und tausende Tonnen Abfall, ohne Millionen verschreckte und leidende Tiere, ohne Häuserbrände und viele tausend verletzte Kinder und Erwachsene. Leider ignoriert die zuständige Bundesinnenministerin Faeser bisher den Willen der Mehrheit der Bevölkerung, die diese ohrenbetäubende und gesundheitsschädliche Böllerei nicht mehr will. Mit einer Unterschrift können Bürgerinnen und Bürger sich an der Mitmachaktion #böllerciao beteiligen und mit uns Druck machen für ein böllerfreies Silvester – und zwar dauerhaft!“

Norbert Mülleneisen, Facharzt für Lungen- und Bronchialheilkunde und Umweltmediziner, zu den gesundheitlichen Gefahren von Feuerwerk: „Für Millionen von Asthmatikerinnen und Asthmatiker beginnt jedes Jahr mit mehrtägigen Beschwerden. Denn an keinem anderen Tag im Jahr ist die Feinstaubbelastung so hoch wie an Silvester! Die durch Feuerwerk entstehenden Verbrennungsprodukte können giftige, Atemwege reizende Stoffe enthalten, die sich in Kombination mit der trockenen Winterluft besonders gesundheitsschädlich auswirken – auch für eigentlich gesunde Menschen.“

Dr. Karlin Stark, Schriftführerin und Vorstandsmitglied des Bundesverbandes der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes ergänzt: „Silvesterfeuerwerke verursachen jedes Jahr viele vermeidbare Verletzungen und Gesundheitsstörungen. Schon allein diese Tatsache bedingt, dass der Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte im öffentlichen Gesundheitswesen sich der Kampagne für ein böllerfreies Silvester angeschlossen hat.“

GdP-Bundesvorsitzender Jochen Kopelke: „Die Gewerkschaft der Polizei spricht sich für ein generelles Verbot des privaten Abbrennens von Silvesterfeuerwerk im ganzen Bundesgebiet aus. Schon allein aufgrund der völlig unnötigen Schadstoffproduktion sowie der Müllberge auf den Straßen am Neujahrsmorgen, ist dies eine, für viele vielleicht schmerzhafte, jedoch sinnvolle Maßnahme. Erst recht, wenn man das hohe Unfallrisiko betrachtet, die inakzeptablen Böller- und Raketen-Angriffe auf Polizei, Feuerwehr und Rettungssanitäter, die zahlreichen Sachbeschädigungen, ob zufällig oder vorsätzlich, sowie die hohen psychischen wie physischen Belastungen vieler Menschen und Tiere durch Feuerwerk.“

Besonders stark betroffen von den Auswirkungen des Silvesterfeuerwerks sind Tiere. Dazu Jana Hoger, Fachreferentin für Tierische Mitbewohner bei PETA Deutschland: „Tausende Tiere entlaufen jedes Jahr in der Silvesternacht. Sie erleiden teilweise schwere Unfälle und Verletzungen. Neben sogenannten Haus- und Nutztieren, durchleben auch Wildtiere in dieser Zeit Todesängste. Es ist höchste Zeit, aus Rücksicht vor Mensch, Tier und Umwelt die lauten Feuerwerkskörper zu verbieten.“

„Lärm, Brandgeruch und blitzende Lichter bedeuten extremen Stress für Haus- und Wildtiere. Immer wieder kommt es vor, dass Katzen und Hunde in Panik weglaufen und nicht zurück finden – Freigängerkatzen werden um die Silvesterzeit vermehrt als vermisst gemeldet. Auch Schweine, Kühe oder Schafe und insbesondere Pferde reagieren empfindlich und können sich erheblich verletzen, wenn sie in Panik fliehen wollen. Aber nicht nur Haustiere ängstigt der Jahreswechsel: Aufgeschreckte Wildtiere im Stadtgebiet, vor allem Wildvögel, verlassen mitten in der Nacht unter erheblichem Stress ihre Schlafplätze“, sagt Dr. Moira Gerlach, Fachreferentin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund.

„Millionen Tiere werden dichtgedrängt in Mast- und Zuchtanlagen gehalten, diese Tiere reagieren panisch auf den Lärm von Böllern. Zudem sollte die Brandgefahr nicht unterschätzt werden: Immer wieder brennen an Silvester auch Mastanlagen, ein Verbot von Raketen und Feuerwerk könnte diese Tiere vor dem Verbrennen retten“, ergänzt Jan Peifer, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Tierschutzbüros zur Situation für Nutztiere an Silvester.

„Für Tiere bedeutet die Silvesterböllerei einfach nur enormen Stress“, weiß Heike Weber, Bereichsleiterin Tierschutz bei TASSO e.V. „Jeder, der einen panischen Hund schon einmal durch die Silvesternacht begleitet hat, weiß genau, dass die Tiere Todesängste ausstehen – was natürlich auch gleichermaßen für Katzen, Kleintiere und Wildtiere gilt. Unsere Statistik zu entlaufenen Tieren spricht auch eine ganz eindeutige Sprache: Entlaufen im Durchschnitt an normalen Tagen 85 Hunde, rennen an Silvester und Neujahr 227 in Panik davon. Wir können mit dem Verzicht auf privates Feuerwerk diesen Stress und dieses Leid einfach beenden!“

„Wir vom Jane Goodall Institut Deutschland setzen uns seit dem letzten Jahr für ein Verbot privater Feuerwerke ein. Anlass war die Brandkatastrophe im Krefelder Zoo in der Neujahrsnacht 2019, bei der viele Tiere unter unvorstellbaren Qualen ihr Leben verloren. Aber auch ohne solche Katastrophen führt die Unberechenbarkeit privater Feuerwerke zu lärmbedingtem Stress bei vielen Haus-, Wild- und Zootieren und löst Flucht- und Panikverhalten aus“, so Franziska Wulff, Mitglied im Vorstand des Jane Goodall Institut Deutschland.

Silvesterfeuerwerk und Böller setzen Millionen von Heim- und Wildtiere sowie Tiere in der Landwirtschaft jedes Jahr wieder unter immensen Stress. Dabei reagieren besonders Hunde unterschiedlich auf Stress: Manche sind regelrecht starr vor Angst, andere versuchen panisch der Situation zu entfliehen. Viele zeigen äußerliche Reaktionen wie stundenlanges Zittern, das Absetzen von Durchfall oder das Verweigern der Nahrungsaufnahme. Selbst Hunde, die äußerlich entspannt wirken, können sich fürchten oder plötzlich eine Angst entwickeln. VIER PFOTEN bittet alle Menschen im Namen der Tiere, auf Feuerwerk zu verzichten und fordert die Politik dazu auf, endlich entsprechende Verbote zu erlassen“, sagt Karina Omelyanovskaya, Kampagnenverantwortliche für Heimtiere bei VIER PFOTEN.

Pressemeldung von  DUH